NEXUS Nepal: Vier verlorene Jahre?
Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man
Unser NEXUS Projekt in Nepal müssen wir leider als Misserfolg abbuchen. Eine Gesetzesänderung der (kommunistischen) Regierung verunmöglicht uns, weiterhin in den Landwirtschaftssektor zu investieren. Die lokale NEXUS Farmers Company besteht weiter. WECONNEX kann das Projekt aber nicht mehr aktiv betreuen.
Anfang dieses Jahres haben wir die NEXUS Farmers Company (NEFACO) in Nepal gegründet, mit der Absicht, unseren ursprünglichen Projektfokus auf die Kleinbauern zu erweitern. Der Weg zur Gründung war schwierig und langwierig. Wenige Monate später kam uns ein neues Gesetz in die Quere, das die Projektfortführung unmöglich machte. Unsere Projekte tragen Risiko. Transparenz gegenüber den Investoren ist ein Muss; und wir sehen uns in der Pflicht, auch unsere Misserfolge transparent zu kommunizieren.
Ausgangssituation
WECONNEX hat erfolgreich 12 NEXUS Centers und fünf Schulprojekte in der Region Chitwan in Nepal errichtet und geführt. Das Projekt fokussierte auf den Zugang zu sauberem Trinkwasser für die ländlichen Gemeinden und die Hygieneaufklärung, vor allem an den Schulen. Darüber hinaus konnten in bestimmten Centers lokale Unternehmer Räume als Ladenlokal mieten.
Mit der Zeit mussten wir einsehen, dass unsere Wirkung begrenzt war. Wir haben einige lokale Arbeitsplätze geschaffen und einige hundert Familien mit Trinkwasser versorgt. Auf der finanziellen Seite konnten wir die lokalen Kosten tragen, erreichten aber nicht genügend Umsatz, um die Investitionen zurückzuzahlen. Im Jahr 2018 begannen wir, über eine alternative Nutzung der umfangreichen Investitionen in die NEXUS Centers nachzudenken, um ihre Funktion als Infrastruktur-Hubs in abgelegenen Regionen auszubauen.
Der Wendepunkt
Mit dem Ziel, ein aktiver Akteur im nepalesischen Agrarsektor zu werden, haben wir deshalb Schritte zur Umsetzung des ganzheitlichen NEXUS Konzepts in Nepal eingeleitet. Die Grundidee dahinter: Die nachhaltige Produktion und den Marktzugang für eine Vielfalt von Produkten über unsere NEXUS Centers zu fördern. Der Beschluss, unsere Aktivitäten auf den Agrarsektor auszudehnen, zielte darauf ab, unseren Impact auf der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Ebene zu vergrössern.
Vielversprechendes Potential
Die Situation der Kleinbauern in der Region Chitwan bot ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Die Landwirtschaft ist ihre Haupteinnahmequelle, aber die Landwirte arbeiten oft ineffizient, ohne technische Unterstützung, herausgefordert durch schlechten Marktzugang und sehr geringe Gewinne. Die Centers sollten zu einer Anlaufstelle für die lokalen Kleinbauern werden, wo sie Zugang zu Schulungen, hochwertigem Saatgut und Düngemitteln erhalten und Unterstützung finden, um ihre Feldarbeit effizienter zu gestalten.
Aber dann: Ein steiniger Weg...
Um die geernteten Produkte von den Landwirten zu einem fairen Preis kaufen, potenziell wertsteigernd verarbeiten und auf einem lokalen oder nationalen Markt verkaufen zu können, mussten wir eine lokale Firma gründen und zwei Lizenzen für die landwirtschaftliche Produktion und die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte beantragen. Es dauerte 11 Monate, bis wir diese Lizenzen erhielten, weitere drei Monate warteten wir auf den Zugang zu einem Bankkonto für die neu gegründete Firma NEFACO.
...bis zum bitteren Ende.
Gerade als wir dachten, wir seien am Ende dieses ermüdenden Prozesses und können mit unseren landwirtschaftlichen Aktivitäten beginnen, machte uns ein neues Gesetz für ausländische Direktinvestitionen (FDI) der Regierung Nepals ein Strich durch die Rechnung. Das Gesetz erschwert die Investitionen in das Land, insbesondere im Bereich der Landwirtschaft, erheblich und bedeutete für unsere geplanten Aktivitäten ein Aus -- ausser wir wären bereit gewesen, mindestens 700'000 USD pro Standort und Lizenz zu investieren.
Da wir somit keine Perspektive hatten, unser Projekt in Nepal skalieren zu können, bedeutete dies das Ende unserer Projekterweiterung. Das Gesetz wurde innerhalb von weniger als drei Monaten umgesetzt und wir erfuhren es nur, weil wir mit der Schweizer Botschaft im Kontakt waren, um uns bei der Gründung von NEFACO zu unterstützen. Die Muttergesellschaft WECONNEX war gezwungen, mehr als CHF 800'000 CHF abzuschreiben, was WECONNEX in eine schwierige Situation brachte. Nur mit Unterstützung unserer Projektinvestoren und Aktionäre konnte der Einsturz des Unternehmens vermieden und unsere Arbeit fortgesetzt werden.
Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man
In diesem Fall haben wir gelernt. Wir haben einen schwierigen und herausfordernden Prozess hinter uns. Wir haben erkannt, das es auch mal notwendig sein kann, sich aus einem Projekt zurückzuziehen, auch wenn es nicht das ist, wofür wir stehen wollen. Aber wenn einem so viele Hindernisse in den Weg gelegt werden, ist ein Umlenken des Kurses erforderlich. Wir haben gelernt, dass wir unsere Projekte robuster und effektiver gestalten müssen. Und wir haben gesehen, was es bedeutet, bei so komplexen Projekten in Entwicklungsländern "Haut im Spiel" zu haben. Wir sind aus der Erfahrung gestärkt hervorgegangen und sind in der Lage, die Erkenntnisse für unsere Projekte an neuen Standorten umzusetzen.
In Nepal führen wir unsere lokalen Aktivitäten in geringem Umfang fort. Wir sehen es als unsere Pflicht an, dem lokalen Team die Möglichkeit zu geben, NEFACO zu erhalten und den Wasserbetrieb so lange wie möglich fortzusetzen.